Preiswert und sicher

Unterflurzulüftung kombiniert
Stallganglüftung und Heizung idea
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Dicke Luft erstickt das Leistungsvermögen der Tiere oft schon im Ansatz. Ausreichende Luftzufuhr, zugfreie Luftführung und bei Bedarf auch Heizung lassen sich jedoch nicht immer auf einen Nenner bringen. Abhilfe konnte die Unterflurzulüftung schaffen. Wo sie hinpaßt und wie man sie betreibt, erläutert Dr. Karl Kempkens, LK Rheinland.

Die durchschnittlichen Tierleistungen in deutschen Schweineställen lassen sehr zu wünschen übrig. Im Schnitt aller Erzeugerringe werden 19 Ferkel je Sau und Jahr sowie 670 Gramm Tageszunahmen in der Mast erzielt. Damit sind wir noch weit entfernt vom genetischen Leistungspotential. Einzelne Schweinehalter bringen es dagegen auf 25 und mehr Ferkel je Sau und Jahr und 900 Gramm Tageszunahmen in der Mast. Doch dafür muß alles stimmen: Management, Fütterung, Haltung und Stallklima.

nebel_1.gif (23917 Byte) Doch gerade beim Stallklima werden in der Praxis häufig noch schwerwiegende Fehler gemacht. Für ein gutes Stallklima müssen Regelung, Zuluft- und Abluftführung aber auch die Heizung optimal aufeinander abgestimmt sein.

Auf Luftverteilung und -umwälzung wirkt vor allem die Zuluftführung ein. Sie – und nicht die Abluftführung - bestimmt die Luftströmung im Stall. Neben verschiedenen Lösungen wie Rieseldecken und Porenkanäle hat sich vor allem die Futterganglüftung durchgesetzt. Sie ist einfach, preiswert und störungsfrei. In vielen Stallungen für Schweine und Kälber erfüllt sie ihre Aufgaben seit Jahren hervorragend.

Die Nebelmaschine macht es deutlich: Durch die Unterflurzulüftung entsteht eine gleichmäßige Luftverteilung

Was Sie berücksichtigen sollten

Nur wenige Dinge sind dabei zu berücksichtigen:
punkt_rot.gif (862 Byte) maximale Luftgeschwindigkeit im Gang etwa 2,5 Meter pro Sekunde;
punkt_rot.gif (862 Byte) luftdichter Abschluß zwischen Gang und Tierbuchten;
punkt_rot.gif (862 Byte) maximale Buchtentiefe fünf bis sechs Meter;
punkt_rot.gif (862 Byte) Anordnung des Ventilators im Bereich des Zulufteintrittes.

Damit ist die Futterganglüftung auch für größere, längere Ställe möglich. Wichtig ist, den Gangquerschnitt groß genug auszulegen.

Nicht optimal gelöst ist die Kombination der Futterganglüftung mit einer Heizung. Häufig installiert, aber nicht optimal ist die Anordnung des Heizkörpers am Ende des Ganges. Denn die Luft muß auch im Winter erst ans Gangende strömen, um dort erwärmt zu werden. Damit gibt man die strömungstechnischen Vorteile im Winter auf.

Deshalb ist es besser, die Futterganglüftung mit Konvektoren auszustatten. Dabei wird heiße Luft bereits an der Abteiltür in den Futtergang eingeblasen, damit sie sich schnell und wirksam mit der kalten Frischluft vermischen kann.

Diese Lösung ist besser geeignet, hat aber ebenfalls Nachteile. Das Einblasen der heißen Luft in den kalten Zuluftstrom führt zu Wirbeln, die sich nachteilig auf die Luftströmung im Abteil auswirken. Günstig wirkt sich aus, wenn die Heißluft breitflächig und flach über den Boden in den Futtergang geblasen wird.

Unterflurzulüftung: Ideale Kombination mit Heizung

Die ideale Kombination von Futterganglüftung und Heizung stellt die Unterflurzulüftung dar. Verstärkt setzen sie Praktiker seit einigen Jahren mit Erfolg ein. Das Prinzip ist einfach: Vor der Abteiltür wird die Zuluft in einen Unterflurschacht geführt, um von dort unterhalb der Tür und des Futterganges ins Abteil zu gelangen. Dafür muß auch der Futtergang im Abteil, getrennt vom Güllekanal, unterkellert sein. Der Boden des Futterganges ist perforiert, so daß die Luft durch die Schlitze in das Abteil strömen kann. Die Luft wird unter Flur entweder mit Gasstrahlern oder, was besser ist, mit Warmwasser-Heizungsrohren erwärmt. Das gewährleistet, daß die bereits erwärmte Zuluft über den gesamten Futtergang mit geringer Luftgeschwindigkeit ins Abteil und damit in den Tierbereich einströmen kann. Bei steigenden Luftraten im Sommer kann man die Unterflurzulüftung mit einer herkömmlichen Futterganglüftung kombinieren. Dadurch kann die Zuluft sowohl unter als auch ober Flur angesaugt und eingeführt werden.

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Die Unterflurzulüftung paßt genau dort, wo auch eine herkömmliche Futterganglüftung gut funktioniert. Das heißt, sie klappt überall dort, wo ein Futtergang im Abteil vorgesehen und der Gangquerschnitt groß genug ist. Voraussetzung ist natürlich, daß der Raum unterhalb des Futterganges nicht als Güllekeller genutzt werden soll. Das bedeutet aber auch, die Unterflurzulüftung paßt nicht in Ferkelaufzuchtabteile mit Großgruppen, wo häufig die Gänge eingespart werden. Auch für Aufzuchtabteile mit moderner Intervallfütterung eignet sich die Gangbelüftung nicht.

Zugiges Arbeiten im Gang

Kritisch ist die Unterflurzulüftung (ebenso wie die Futterganglüftung) dort zu sehen, wo häufig Bedienungspersonal im Gang arbeiten muß. Zwar tritt bei der Unterflurvariante deutlich weniger Zugluft auf als bei der Futterganglüftung, dennoch ist auch hier das Personal permanenten Luftströmungen ausgesetzt.

Folgende Randbedingungen müssen bei der Unterflurzulüftung erfüllt sein:

punkt_rot.gif (862 Byte) Die Gangbreite sollte auf die maximale Sommerluftrate abgestimmt sein, damit die maximale Luftgeschwindigkeit von rund 2,5 Meter pro Sekunde nicht überschritten wird. Daneben müssen die bereits angeführten Voraussetzungen für die Futterganglüftung erfüllt sein.
punkt_rot.gif (862 Byte) Der Abluftkamin sollte nach wie vor im Türbereich installiert sein, um die für die Futterganglüftung typische Raumströmung beizubehalten.
punkt_rot.gif (862 Byte) Es ist auf jeden Fall ein Zentralgang beziehungsweise eine Unterkellerung vor dem Abteil erforderlich.
punkt_rot.gif (862 Byte) Der Gülleabfluß muß mit dem Zuluftsystem abgestimmt sein. In der Regel bietet sich die Rohrentmistung, das Wechselstauverfahren mit Rohrabsaugung oder die Rinnenentmistung an.
punkt_rot.gif (862 Byte) Im rechtwinkligen Unterflurkanal baut sich bis zum Abteilende ein steigender Druck auf. Um eine gleichmäßige Lufteinströmung über die gesamte Abteillänge zu gewährleisten, muß der Rostboden unterschiedliche Schlitzanteile aufweisen: Vorne muß der Schlitzanteil höher sein als im hinteren Abteilbereich. Bei Mastabteilen mit Betonspaltenböden im Futtergang bieten sich vorne beispielsweise Schlitzweiten von 2,2 und hinten von 1,5 Zentimeter an. Im Idealfall wird der mittlere Bereich mit 1,9 Zentimeter Schlitzweite ausgeführt. Maßgebend für die exakte Schlitzweite oder den gesamten Schlitzanteil ist eine anzustrebende Ausströmgeschwindigkeit aus dem Kanal von 1 bis 1,5 Meter pro Sekunde. Natürlich lassen sich auch andere perforierte Böden wählen.
punkt_rot.gif (862 Byte) Der Unterflurkanal sollte sich reinigen lassen. Durch den Rostboden fällt immer wieder Dreck in den Kanal, der mit Besen oder Hochdruckreiniger zu entfernen ist. Um leicht in den Kanal zu gelangen, sollte man alle drei bis vier Meter leicht herausnehmbare Roste installieren. Im Idealfall ist der Kanal mit Gefalle zu einem Abfluß hin ausgelegt, der in die Gülleleitung mündet, so daß das Reinigungswasser problemlos abgeführt werden kann.

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Der Unterflurkanal reicht bis in den Zentralgang. Hier gelangt Frischluft durch Gitteroste unter Flur.

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Der Unterflurkanal von unten: Zu sehen sind Warmwasser-Deltarohre der Rostboden des Futterganges und der Abflußstopfen für das Reinigungswasser.

Praktiker, die eine Unterflurzulüftung bereits seit einiger Zeit einsetzen, warnen aber davor, die Reinigung überzubewerten. Denn die ständige Luftbewegung im Kanal sorgt dafür, daß das gesamte Material hygienisch unbedenklich und trocken bleibt.

Nicht teurer als andere Systeme

Gegen die Unterflurzulüftung wird häufig angeführt, sie sei aufwendig und teuer. Das stimmt so nicht. Vergleicht man sie mit ähnlich guten Zuluftsystemen wie beispielsweise Rieseldecken oder Porenkanäle, so schneidet das System kostenseitig eher besser ab. Für ein 100er Ferkelaufzuchtabteil kostet zum Beispiel eine gute Rieseldecke etwa 1000 DM (rund 25 DM pro Quadratmeter).

Die Unterflurzulüftung benötigt eine zusätzliche Mauer für den Kanal und die Unterkellerung vor dem Abteil. Werden Unternehmerpreise unterstellt, belaufen sich die Kosten dafür auf etwa 800 DM.

Damit ist dieses System zumindest preislich konkurrenzfähig, wenn nicht sogar günstiger zu bewerten als eine gute Rieseldecke. Hygienische Bedenken sind zu vernachlässigen, da der Unterflurkanal wesentlich einfacher zu reinigen ist als eine Rieseldecke.

Verhältnis Futtergangbreite und Tierzahl entscheidend

Die Unterflurzulüftung ist eine Weiterentwicklung der Futterganglüftung. Sie kombiniert Futterganglüftung und Heizung ideal und ist extrem funktionssicher. Bautechnisch ist sie einfach und preiswert zu erstellen.

Wie die Futterganglüftung eignet sie sich aber nur für Ställe, die mit Futtergang geplant werden und wo das Verhältnis Futtergangbreite und Tierzahl hinsichtlich der maximal möglichen Luftgeschwindigkeit noch paßt. Wo häufig im Futtergang gearbeitet wird, ist wegen der Zugluft nicht nur die Ganglüftung, sondern auch der Einsatz der Unterflurzulüftung zweifelhaft. (mp)

Dr. Karl Kempkens, LK Rheinland
Anmerkung:
Das System der Unterflur-Betriebsganglüftung wird von den Mitarbeitern der Bossow Tiergesundheit seit Jahren für Neu- und Umbauten empfohlen. Weitere Basisinformationen finden Sie im "Just in time Stallkonzept"   sowie in dem von uns vertriebenem Video "Das Wetter: Nebel im Schweinestall" .
aus dlz 12/98
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Dr. Karl Kempkens, LK Rheinland